Folter

Folter

Foltermethoden reichen von brachialen körperlichen Gewaltausübungen bis hin zu subtilen Techniken der psychischen Beeinflussung.

Definition von Folter

Als Basis und Referenzpunkt für die Definition von Folter dient die UNO-Konvention «Gegen Folter und andere Formen grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlungen oder Bestrafung» von 1984. Die Konvention trat im Juni 1987 in Kraft und wurde von 171 Staaten ratifiziert (Stand Juni 2021). Gemäss dieser Definition müssen folgende Punkte erfüllt sein, damit der Tatbestand Folter gegeben ist beziehungsweise Folter von anderen Formen von Misshandlung abgegrenzt werden kann:

  • Vorsätzlichkeit
  • Zufügen grosser körperlicher und seelischer Schmerzen und Leiden
  • Die Täter sind Angehörige des öffentlichen Dienstes
  • Die Absicht ist das Erlangung eines Geständnisses oder einer Aussage, Bestrafung, Einschüchterung oder Nötigung

Foltermethoden

Foltermethoden reichen von brachialen körperlichen Gewaltausübung bis hin zu subtilen Techniken der psychischen Beeinflussung. Um den Nachweis der Folter zu erschweren, wird häufig vermieden, körperliche Spuren zu hinterlassen. Dagegen werden die unter (psychischem) Druck ausgeübten Befragungstechniken laufend weiterentwickelt.

Manchmal sind auch Ärzte/Ärztinnen und/oder Psychologen/Psychologinnen direkt oder indirekt am Foltergeschehen beteiligt. Zum Teil foltern sie selbst oder sie unterlassen die notwendige Behandlung oder erstellen falsche Autopsieberichte. Weiter wird in oder mit Hilfe von psychiatrischen Institutionen sowie mittels Missbrauch von Medikamenten Folter ausgeübt.

Ziel der Folter

Folter dient oft nicht primär dem Informationsgewinn, sondern zielt darauf ab, einen Menschen in seiner Ganzheit anzugreifen und zu brechen. Persönlichkeit, Identität und Wertvorstellungen sollen zerstört werden, ohne dass der physische Tod eintritt. Die Persönlichkeit wird erschüttert, indem ihre weltanschaulichen, sozialen, normativen, ideellen, körperlichen und psychischen Verankerungen aufgelöst werden. Gefolterte Menschen umschreiben ihren Zustand häufig als «lebendig tot» und illustrieren damit, dass sie zwar nicht in körperlicher aber in psychischer und sozialer Hinsicht zerstört sind. Diese grundlegenden Ebenen (z.B. Sicherheitsgefühl, Selbstwert, Zugehörigkeit, Vertrauen), die weit über die materiellen Aspekte von Existenz hinausreichen, sind demnach die eigentliche Zielscheibe von Folter.

Einzelpersonen sind bei der Folter oft nur Mittel zum Zweck. Das eigentliche Ziel der Folter ist oft weiter gefasst: Mit der Zerstörung einzelner Existenzen wird das für die Täterschaft bedeutsame Kollektiv angegriffen (z.B. eine politische Opposition oder eine Minderheit). So ist das Ziel der Folter erreicht; über die Einzelperson wird deren unmittelbares Umfeld eingeschüchtert und ein Klima der Angst in der Gesellschaft erzeugt.
Oft wird Folter auch eingesetzt, um mit erpressten «Geständnissen» schnelle Erfolge vorzuzeigen

Weiterführende Links zum Thema

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