Trauma

Trauma

Gewalt durch Folter und Krieg liegt weit ausserhalb jeglicher Normalität und Vorstellung und gehört damit zu jenen kritischen Lebensereignissen, die als Trauma bezeichnet werden.
40-50%
der geflüchteten Menschen haben Traumafolgestörungen
1'412
Personen wurden 2022 in den 5 Ambulatorien behandelt
11'111
Übersetzungsstunden wurden 2022 in den 5 Ambulatorien geleistet
21'639
Therapie- und Beratungsstunden wurden 2022 in den 5 Ambulatorien durchgeführt

Definition

Definition eines Traumas nach ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), dem Krankheits- bzw. Gesundheitsklassifikationssystem der WHO:

Ein Trauma kann nach einer Exposition mit einem extrem bedrohlichen oder entsetzlichen Ereignis oder einer Reihe von solchen Ereignissen auftreten.

Zu einem Trauma kann es kommen, wenn entsprechende Ereignisse direkt erlebt, als Zeuge oder Zeugin beobachtet oder aber auch in indirekter Form (durch Erzählen) miterlebt werden. Für Traumatisierungen im Zusammenhang mit Folter und Krieg ist diese Differenzierung relevant, da einerseits der Zwang, Zeuge oder Zeugin der Gewalt zu sein, häufig systematisch als Foltermethode eingesetzt wird, anderseits können auch nicht vor Ort anwesende Angehörige von Folter- bzw. Kriegsopfern stark belastet sein.

ICD-11

Die Traumatische Reaktion

Die psychische Reaktion auf ein Trauma ist als normale Reaktion auf ein abnormales Geschehen einzustufen. Oft wird durch traumatische Erfahrungen auch das bisherige Welt- und Selbstbild in Frage gestellt und erschüttert. In den meisten Fällen klingt die traumatische Reaktion nach Tagen oder Wochen spontan wieder ab. Erst wenn die Betroffenen innerlich längerfristig in ihrem traumatischen Zustand gefangen bleiben und dadurch leiden und in ihrer Funktionsfähigkeit beeinträchtigt werden, kann von einer krankhaften Reaktion gesprochen werden.

Psychiatrische Beschwerdebilder

Bei traumatisierten geflüchteten Menschen wird häufig eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTSD) diagnostiziert. Im klassischen Verständnis von Traumafolgestörungen stehen dabei anhaltende Angst- und Bedrohungsgefühle im Vordergrund. Häufig sind es jedoch auch Gefühle von Scham, Schuld, Trauer oder Wut, welche die Betroffenen an ihre Erlebnisse binden und entsprechend unterschiedliche Beschwerdebilder verursachen können. Die PTBS weist häufig Begleiterkrankungen wie Angststörungen und Depressionen auf. Gleichzeitig ist die Gefahr einer Suchtmittel- und Medikamentenabhängigkeit im Sinne einer Selbstbehandlung bei PTBS relativ hoch. Die Beschwerdebilder stehen oft in Verbindung mit chronischen Schmerzsyndromen, welche teils körperliche, teils psychosomatische Ursachen haben.

Spezifische Traumafolgestörungen
  • Akute Belastungsreaktion («psychischer Schock»)
  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
Unspezifische Traumafolgestörungen
  • Affektive Störungen wie zum Beispiel Depression
  • Angststörungen
  • Suchtmittel- und/oder Medikamentenabhängigkeit
  • Psychosomatische Störungen wie zum Beispiel Schmerzstörung

 

Oft wirken sich Traumata stark im zwischenmenschlichen Bereich aus: Betroffene sind häufig misstrauisch, ziehen sich zurück, ertragen keinen Lärm, keinen Druck oder keine Hierarchien, reagieren oft gereizt, impulsiv oder fühlen sich ungerecht behandelt. Entsprechend sind es nicht selten Probleme im Familienleben oder bei der Arbeit, welche Anlass für eine Behandlungsaufnahme sind.

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